Google hatte an der Entwicklerkonferenz Google I/O 2014 das mittlerweile weit verbreitete Cardboard vorgestellt, mit welchem man aus den meisten Smartphones im Handumdrehen eine Virtual-Reality-Brille zaubert. Bis heute wurden über 50 Millionen VR-Apps für Cardboards heruntergeladen.

Mit Daydream geht der Tech-Gigant nun einen Schritt weiter – bei der an der I/O 2016 vorgestellten Technologie handelt es sich um eine VR-Plattform, welche auf entsprechender Soft- und Hardware beruht und (mobile) VR in den Massenmarkt bringen soll. Für beide Bereiche hat Google Referenz-Spezifikationen herausgegeben, es handelt sich also um eine relativ offene Plattform.

Daydream Software

Mit der kürzlich gestarteten Auslieferung der Version 7 (Codename “Nougat”) des mobilen Betriebssystems Android legt Google die Grundlage für die neue VR-Plattform. Damit wird es möglich sein, ein entsprechend ausgerüstetes Smartphone in den “Android VR Mode” zu versetzen. Dieser Modus erlaubt VR-Anwendungen unter Daydream einen direkteren Zugriff auf die Prozessoren. Das erhöht die Performance und senkt die Latenz der performancehungrigen VR-Anwendungen. Ausserdem werden Systemnachrichten wie z.B. Notifications in einem VR-Userinterface dargestellt, also integriert.

Um rasch an Inhalte für die neue VR-Plattform zu kommen, unterstützt Google mit Daydream die weit verbreiteten Game- und VR-Engines Unity und Unreal Engine. Zurzeit arbeiten bereits einige Entwickler (darunter Grössen wie EA und Ubisoft) an Titeln, welche im Daydream-Universum erlebt werden können. VR-Anwendungen von Dritten können zudem im eigens für Daydream optimierten VR Play Store heruntergeladen werden – der Benutzer muss dafür also nicht einmal mehr die Brille ablegen.

Google selber hat seine Apps wie Movies, Google Photo, Street View und YouTube ausserdem überarbeitet und für Daydream angepasst. Letzteres mit verbessertem Video-Streaming und spatial Audio, also positionsabhängigem Sound.

Was ist Google Daydream? – Home | Bandara
Google Daydream – Home Screen (Bildquelle: Google Developers / Youtube Screenshots)

Die ersten gezeigten Previews lassen darauf schliessen, dass dieser Daydream Hub frappant Oculus Home auf der Rift oder auf der GearVR gleichen wird. Der Benutzer sieht also die Apps in einem gebogenen Screen vor sich und navigiert mit dem Controller durch die Menus. Nettes Feature: bei jeder App schreibt Google hin, wie viel Bewegung die VR-Applikation beinhalten wird. Ein Schutzmechanismus also, um Leute vor einer Motion Sickness zu bewahren.

Was ist Google Daydream? – Streetview | Bandara
Google Daydream – StreetView (Bildquelle: Google Developers / Youtube Screenshots)

Daydream Hardware

Daydream besteht auf der Hardwareseite aus drei Hauptkomponenten: Einem Smartphone, einem VR-Headset sowie einem Controller.

Die Anforderungen an ein “daydream-ready” Smartphone sind sehr hoch und entsprechend wenig Hardware ist demnach aktuell erhältlich. Google bestätigte jedoch, dass nebst Samsung, Alcatel, Asus, HTC, Huawei, LG, Xiaomi und ZTE auch Google selber (voraussichtlich mit dem Nexus 6P) ein unterstütztes Gerät entwickelt.

Besondere Herausforderungen auf der Hardware-Seite für VR-Applikationen sind schnelle Displays, starke Prozessoren für stetig mindestens 60fps sowie moderne Sensoren mit sehr tiefen Latenzzeiten (Reaktionszeiten).

Hinsichtlich des Headsets hat das Unternehmen aus Mountain View bisher nur ein Referenzdesign vorgegeben, die Produktion wird Dritten überlassen. Die wichtigsten Punkte bei der Ausarbeitung des Headsets waren nebst Optik, Tragkomfort und guten Materialien vor allem auch eine leichte Bedienung. Bekannt ist, dass ähnlich wie bei Samsung’s GearVR ein Smartphone in die VR-Brille gesetzt wird. Unterscheiden werden sie die Daydream-Headsets in der Bedienung.

Zu den Headsets gehört nämlich auch ein kabelloser, kleiner Controller mit Motion Tracking. Designmässig an eine AppleTV Fernbedienung angelehnt hat der Controller ein rundes klickbares Touchpad sowie zwei Knöpfe – einer um Apps anzuzeigen und ein Home-Button.

Was ist Google Daydream? – Headset | Bandara
Google Daydream – Headset mit Controller (Bildquelle: Google Developers / Youtube Screenshots)

Erscheinungstermin und Preis von Google Daydream

Während mit der Lancierung von Android 7 die Basis für Google Daydream gelegt wird, werden auch die ersten “daydream ready” Smartphones noch im Spätsommer erwartet – namentlich das Axon 7 von ZTE (bereits erhältlich) und das Mate 9 von Huawei. Zum Preis ist noch nichts bekannt. Angesichts der Tatsache, dass das Headset mit einem gekoppelten Controller ausgeliefert wird, ist ein Preis zu erwarten, der über dem einer Samsung GearVR für CHF 100.- liegt.

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